Artikel: Offensiv, strategisch und durchdacht: Vetters Beitrag zum Klimaschutz
Homestory 2022
Vetter ist einer der weltweit führenden Pharmadienstleister für die keimfreie Abfüllung und Verpackung von Spritzen und anderen Injektionssystemen – unter anderem zur Behandlung von Krankheiten wie Multiple Sklerose, schwere rheumatische Arthritis und Krebs. Rund 5.700 Mitarbeitende gestalten die Zukunft des Unternehmens. Die bereits 1950 in Ravensburg als Apotheke gegründete Firma ist noch heute in Familienbesitz.
Die Mobilitätslösung bei Vetter
Das Thema Mobilität ist ein starker Teil unserer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie. 2018 startete mit einer umfangreichen Mobilitätsumfrage unter allen Mitarbeitenden eine weitgefächerte Nachhaltigkeitsoffensive. Die aktuelle Situation wurde analysiert und mögliche Potenziale für alternative Mobilität ermittelt – der Grundstein für die bevorstehende Veränderung.
Mit diesen Zahlen als Basis haben wir daraufhin drei strategische Ziele definiert, um die Umweltbelastung durch Berufspendeln und innerbetrieblichen Transport zu reduzieren.
Bis 2029 wollen wir doppelt so viel
- Fahrradnutzung
- Fahrgemeinschaften &
- ÖPNV-Nutzung
Weitere Maßnahmen beinhalten unter anderem Parkplätze mit Schnellladestationen für E-Autos und die Ausbaumöglichkeit für weitere 25 Stationen.
Nach Ausbruch der Coronapandemie stellten wir binnen kürzester Zeit, wo immer möglich, auf mobiles Arbeiten um. Was aus der Not entstand, behalten wir auch heute bei, um die Pendlerzahlen nachhaltig niedriger zu halten. So können wir eingesparte Emissionen durch vermiedene Mobilität auch in Zukunft berechnen und in der CO2-Bilanz des Unternehmens berücksichtigen.
Das Projektteam arbeitet zusammen mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement weiter daran, alternative und vor allem attraktive Mobilitätsbausteine weiter voranzubringen. Zusammen mit dem von uns ins Leben gerufenen Netzwerk Mobilitätsmanagement sowie mit privaten und öffentlichen Entscheidungsträgern erarbeiten wir im Team stets weitere Möglichkeiten für mehr nachhaltige Mobilität in der Region Ravensburg.
Weil uns das Thema sehr am Herzen liegt, hat auch der Pokal der Climate Mobility Challenge einen Ehrenplatz in einer Vitrine in unserem Eingangsbereich erhalten, wo bereits verschiedenste weitere Branchenpreise und Auszeichnungen, wie beispielsweise der Social Impact Award on Employees, ausgestellt sind. Besucher und Besucherinnen können hier auch einen Blick auf die Charta der Vielfalt werfen, mit deren Unterzeichnung sich Vetter bereits seit Jahren für die Chancengleichheit aller Menschen im Unternehmen stark macht.
Nachhaltige Mitarbeitenden-Mobilität: Wunsch und Pflicht
Natürlich hatte der Klimawandel und damit einhergehend der Luftreinhalteplan der Stadt Ravensburg einen großen Einfluss auf unsere Entscheidung, die Mitarbeitenden-Mobilität nachhaltig zu gestalten. Hierbei wurde die Pendlermobilität wegen der vielen Emissionen als wesentlicher Umweltaspekt identifiziert. Als größter Arbeitgeber der Stadt Ravensburg, mit einem Anteil von mehr als 10 Prozent an der täglichen Pendlerzahl wollten wir natürlich an einer Verbesserung mitwirken. Außerdem wächst das Unternehmen stark weiter, wir benötigten immer mehr Parkplätze und auch aus der Belegschaft wurden die Stimmen für eine nachhaltige Mitarbeitenden-Mobilität immer lauter.
Nachhaltigkeit bei Vetter Pharma
Vom Konzept bis zur Umsetzung
Nach ersten Gesprächen mit der Stadt Ravensburg und einer kostenlosen Beratung der bundesweiten Initiative Mobil gewinnt fiel die Entscheidung: Wir wollen ein gesamtheitliches Mobilitätskonzept auf Grundlage einer Mobilitätsumfrage unter allen Beschäftigten aufbauen. Bis dahin hat es ungefähr 12 Monate gedauert.
Hürden und Herausforderungen
Wenn ein Mobilitätskonzept aus dem Nichts entstehen soll, ist die große Herausforderung für jedes Unternehmen die gleiche: Herausfinden, was zu den Bedürfnissen der Mitarbeitenden, dem Unternehmen und den infrastrukturellen Voraussetzungen passt. Dabei allen gerecht zu werden, ist nur mit einer ganzheitlichen Betrachtung zu schaffen.
Das Unternehmen kann seinen Mitarbeitenden keine Vorgaben machen, welche Verkehrsmittel sie nutzen sollen, um sicher zur Arbeitsstätte zu gelangen. Unsere Aufgabe ist es, die einzelnen Komponenten des Nachhaltigkeits- und Mobilitätskonzeptes so attraktiv zu gestalten, dass die Mitarbeitenden unsere Mobilitätswende aktiv unterstützen. Deshalb klären wir konstant darüber auf, welche vielfältigen Möglichkeiten bestehen, damit jede und jeder einen passenden, nachhaltigeren Weg zur Arbeit finden kann.
„Unsere Aufgabe ist es, die einzelnen Komponenten des Mobilitätskonzeptes so attraktiv zu gestalten, dass die Mitarbeitenden unsere Mobilitätswende aktiv unterstützen.“
Henryk Badack
Wir als Unternehmen müssen die Balance zwischen Ökonomie und Ökologie finden, was nicht immer leicht ist. Ein gesamtheitliches Mobilitätskonzept erfordert hohes Engagement sowie Investitionen und gelingt nur, wenn wir das Ziel der Mobilitätswende nicht aus den Augen verlieren.
Einige Bausteine des Mobilitätskonzeptes sind zum Beispiel:
- Wir bemühen uns seit Jahren um den Ausbau und die Verdichtung der ÖPNV-Anbindungen an unsere Produktionsstandorte.
- Wir investieren in eine umfangreiche Fahrradinfrastruktur. Damit unsere Mitarbeitenden verstärkt mit dem Rad ins Unternehmen kommen, haben wir gute und komfortable Fahrradstellplätze geschaffen, einige auch mit E-Lade-Station für E-Bikes. Langstreckenradler finden Duschmöglichkeiten und Umkleiden vor. Also haben wir früh auch Folgeprojekte mit zusätzlichen Investitionen mit einbezogen und durchdacht.
- Wir unterstützen und bezuschussen die ÖPNV-Tickets, um das Bus- und Bahnfahren attraktiver zu gestalten.
Und das sagt die Belegschaft:
„Ich komme regelmäßig mit Zug und Klapprad zur Arbeit. Mir ist es wichtig, einen Beitrag zu Umweltschutz und Ressourcenschonung zu leisten. Der Wandel kommt eben nicht von allein, sondern nur wenn wir alle mitmachen. Neben dem Umweltaspekt spielen auch die Kosten eine Rolle für mich. Die 50% Bezuschussung der Monatstickets ist daher eine super Sache.“ Michael L. zum ÖPNV-Zuschuss
„Ich bin vom Auto auf den ÖPNV umgestiegen und schätze die gewonnene Zeit sehr, die sonst im wahrsten Sinne „auf der Strecke bleibt“. Da wir wieder regelmäßig im Büro arbeiten können, macht es für mich Sinn, von Laupheim mit dem Zug zur Arbeit nach Ravensburg zu fahren. Vom Bahnhof zum Standort sind es nur noch ein paar Schritte zu Fuß.“ Sarah Z. zur Schnupperaktion ÖPNV Tickets
„Ich fahre, seit ich bei Vetter arbeite, von Aulendorf mit Zug und Fahrrad zur Arbeit. Ich finde es klasse, was von Vetter alles unternommen wird, und ich würde mir, nicht nur der Umwelt zuliebe, wünschen, dass noch mehr Kolleginnen und Kollegen aus der Schicht dieses tolle Angebot wahrnehmen würden. Es ist auch im Sinne der eigenen Gesundheit, zur Arbeit mit dem Fahrrad, statt mit dem Auto zu kommen. Jürgen F. zur regelmäßigen ÖPNV Nutzung
Und wo bleibt der Spaß?
Wir unternehmen viel, um unsere Belegschaft spielerisch für das Thema zu motivieren. Beispielsweise nehmen wir an Initiativen wie „green ways to work“ oder „Stadtradeln“ teil. Dabei können sich die Kolleginnen und Kollegen als Team mit anderen Radfahrteams in der Kommune messen. Außerdem konnten wir Fahrradprofi Daniel Gathof für Vetter als „Botschafter“ fürs Radeln gewinnen. Er bietet für die Mitarbeitenden unter anderem Mountainbike-Touren oder Fahrsicherheitstrainings in regelmäßigen Abständen an. Diese Aktionen regen langfristig zu einer Veränderung des Mobilitätsverhaltens an.
Fachübergreifende Arbeit mit dem Blick aufs große Ganze
Federführend betreut das Thema nachhaltige Mobilität das EHS (Environment, Health & Safety) Team. Hier ist auch die Nachhaltigkeitsstrategie insgesamt verortet: Das Team konzipiert, setzt um, monitort und entwickelt alles weiter, was mit Klimaschutz, Ressourcenschonung und Umwelt zu tun hat. Darüber hinaus arbeiten wir mit Human Resources, Finanzbuchhaltung, Werks- und Standortentwicklung und dem Betriebsrat zusammen – diese Interdisziplinarität ist sehr wichtig für den ganzheitlichen Blick auf die Maßnahmen.
Mit starken Kooperationen zur Mobilitätswende
Bezüglich der Leihfahrräder sind wir in Kooperation mit den Stadtwerken Ravensburg, die mit den TWS-Rädern im Stadtgebiet Ravensburg-Weingarten ein Leihfahrradnetz betreiben. Außerdem sind wir von Anfang an in direktem Austausch mit der Stadt und dem regionalen ÖPNV-Anbieter bodo (Bodensee-Oberschwaben-Verkehrsverbund). Und über die Initiative JobRad können sich unsere Mitarbeitenden Fahrräder zu attraktiven Konditionen leasen.
Mit Vetter zur Mobilitätswende
Und so geht es weiter
Der Grundstein ist gelegt – nun werden wir stetig ausbauen und modernisieren: Überdachte, komfortable Fahrradstellplätze mit Lademöglichkeit und Reparaturstation werden sukzessive erweitert. Daneben sind weitere Stationen für die Leihfahrräder in Planung.
Bezüglich des ÖPNV-Ausbaus sind wir im Gespräch mit der Stadt. Beispielsweise wird aktuell geprüft, ob die Fahrzeiten der Busse an unseren Standorten Ravensburg Süd und Ravensburg West besser an die Schichtzeiten angepasst werden können.
Nächstes Jahr ist eine Wiederholung der Mobilitätsumfrage geplant. So erfahren wir, was wir in den letzten fünf Jahren gut gemacht haben und wo es noch besser geht.
Außerdem entwickeln wir ein Monitoringsystem, um nachvollziehen zu können, wie die einzelnen Bausteine der Mobilitätsstrategie genutzt werden und sich über die Jahre entwickeln.
Große Ziele führen zu großer Veränderung
Unser langfristig strategisches Ziel ist es, den Anteil der Fahrradfahrer, ÖPNV-Nutzer und Fahrgemeinschaften bis 2029 gegenüber dem Referenzjahr 2018 zu verdoppeln.
Außerdem haben wir uns vorgenommen:
- die ÖPNV-Anbindung an den Vetter-Standorten Ravensburg Süd und Ravensburg West für Schichtmitarbeitende zu verbessern;
- die Mitfahr-App für Fahrgemeinschaften zu implementieren;
- die Fahrradinfrastruktur der Standorte Ravensburg Süd und Schützenstraße identisch an weiteren Standorten zu implementieren.
Eine Bachelorandin analysiert zusätzlich aktuell, wie wir die Mitarbeitenden bei Nachhaltigkeitshemen generell und auch speziell hinsichtlich einer Veränderung des Mobilitätsverhaltens besser erreichen können.
Gemeinsam für die Mobilitätswende – auch in der Region
Benachbarte Unternehmen kommen auf uns zu, um sich Anregungen zu holen. Aus diesem Grund haben wir das Mobilitätsnetzwerk Bodensee-Oberschwaben initiiert – um aktiv in den Austausch mit anderen regional ansässigen Firmen zu gehen, Erfahrungen zu teilen und gemeinsam mehr zu bewegen.
Darum die Climate Mobility Challenge
Über einen Newsletter sind wir auf den Wettbewerb aufmerksam geworden. Durch die Teilnahme können wir über den Tellerrand schauen und von externer Seite prüfen lassen, wo wir mit unserem Konzept stehen. Wir waren gespannt auf das Ergebnis, aber mit diesem super Resultat hatten wir nicht gerechnet.
Die Mobilitätspreise haben wir anlässlich der Aktion Stadtradeln 2022 in einen Lostopf gegeben und unsere Mitarbeitenden mit diesen attraktiven Preisen zum Mitradeln motiviert. Der Hauptgewinn waren vier Wochenenden mit je zwei Übernachtungen in einem Motel One nach freier Wahl und einem Bahngutschein im Wert von 500 €.
Dieser Preis ist eine Momentaufnahme und eine Bestätigung, dass wir schon vieles richtig machen und auf einem guten Weg sind. Wir nehmen hier eine Art Vorbildrolle ein – das motiviert uns, weiterzudenken und Potenziale zu identifizieren, die Mobilität nachhaltiger machen und somit einen positiven Einfluss auf das Klima nehmen.
Mobilität bei Vetter Pharma
Inputgeber dieses Blogartikels ist Henryk Badack, Senior Vice President Technischer Service / Internes Projektmanagement bei Vetter:
Henryk Badack ist Senior Vice President Technischer Service und Internes Projektmanagement bei Vetter. In dieser Funktion ist er für die internen, technischen und infrastrukturellen Projekte des Unternehmens verantwortlich sowie für die Abteilungen Environmental Health & Safety und Vetter Optimization Systems.
Er hat 20 Jahre Erfahrung in der pharmazeutischen Industrie und kam 2003 als Projektmanager für Validierungs- und Qualifizierungsprojekte zu Vetter. 2007/2008 bekleidete er Positionen mit zunehmender Verantwortung bei Sandoz, bevor er im Jahr 2009 zu Vetter zurückkehrte.